Bist Du auch ein bisschen „zu“?

Also – ich bin eindeutig sehr viel „zu“.

Was ich damit meine?

Ich bin:
Zu dick. Zu laut. Zu kritisch. Zu hinterfragend. Zu einnehmend. Zu unabhängig. Zu wenig regelkonform. Zu wenig angepasst. Zu bunt gekleidet. Manchmal auch zu schwarz angezogen. Zu krass geschminkt. Zu intelligent. Zu vorlaut. Zu alt für lange Haare. Zu selbstbewusst für eine dicke Frau. Zu positiv. Zu wenig „Problem“bewusst. Manchmal auch zu begeistert. Oder zu stark für so manch anderen Menschen. Irgendwie war ich immer „zu“. Und das bedeutet, ich war nie richtig. In den Augen mancher Menschen zumindest.

Ja und…?

Wirklich interessant ist, dass sehr viele Menschen, auf die ich treffe, positiv auf mich reagieren. Obwohl ich „zu“ bin. Vielleicht liegt das auch daran, dass ich als Trainerin dabei meist wie auf einer kleinen „Bühne“ stehe, wenn ich ein Seminar gebe. Und wer auf einer Bühne steht – und sei sie auch noch so klein – von dem wird vielleicht sogar erwartet, dass er „zu“ ist. Es scheint auf jeden Fall in Ordnung zu sein.

Ich darf also „zu“ sein. Mittlerweile. Gelernt habe ich allerdings bereits in jungen Jahren, dass es besser ist, nicht „zu“ zu sein, denn wenn man nicht „zu“ ist, dann kommt man ohne Aufsehen durchs Leben. Indem man mitschwimmt. Und Mitschwimmer haben es leichter im Leben (ich wage es zu bezweifeln, ob das tatsächlich so ist, aber na gut – gelernt ist gelernt).

Glaub bloß nicht an Dich selbst!?

Ich kann echt viele Sachen richtig gut. Mitschwimmen gehört nun nicht unbedingt dazu. Unauffällig sein auch nicht. Leider – habe ich früher oft gedacht. Wie gerne wäre ich als Jugendliche einfach in der Masse untergegangen. Wie gerne hätte ich mich als Schülerin in Mathe unsichtbar gemacht. Aber wenn man „zu“ ist, dann ist man auch sichtbar. Und das ist doof. Oder?

In meiner Kindheit und Jugend fand ich das tatsächlich doof. Ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, dass es ok sein könnte, so zu sein wie ich bin. Und erst recht hatte ich die Idee nicht, dass ich ein Talent haben könnte, das nicht jeder Mensch hat. Nicht jeder fühlt sich auf einer Bühne (ob groß oder klein) wohl und nicht jeder hat die Präsenz, diese Bühne zu beleben.

Selbstakzeptanz? Pustekuchen !
Oder gar Selbstliebe? Ach, hör doch auf!

Mittlerweile – und ich bin fast 50! – finde ich es nicht mehr doof und sehe ich das Ganze komplett anders. Also… meistens. Und manchmal frage ich mich neugierig selbst, wie mein Leben wohl verlaufen wäre, wenn ich vor meinem 30. Geburtstag kapiert hätte, dass meine „zu“-Gedanken, die ich über mich selbst hatte (die wiederum zu negativen Überzeugungen über mich selbst führten) allesamt Bullshit sind. Lügen – und definitiv nicht die Wahrheit!

Diese – damals noch halb-bewusste – Erkenntnis war für mich der Beginn einer enormen inneren Veränderung. Und je mehr Bewusstsein ich darüber für mich selbst entwickelte, desto mehr fiel mir auf, wie verbreitet diese negativen Selbst-Überzeugungen sind – vor allem bei Frauen.

Like yourself?
oder
Like your Self?

Damals wuchs in mir das Samenkorn, das jetzt so langsam durch das Erdreich bricht und seine Spitze zeigt, quasi hier in diesem Blog.
So lange habe ich darüber nachgedacht, was genau es ist, wofür ich stehe. Wofür ich stehen möchte. Was ich nach aussen transportieren möchte. Mein „Warum“ sozusagen. Ist es wirklich Selbstvertrauen? Selbstbewusstsein? Oder Selbstliebe? Oder doch eher Selbstzweifel überwinden?

Ja, alles irgendwie, aber irgendwie fehlte ich immer etwas.
Der kleine zündende Funke sozusagen.

Der kam letzte Woche bei einem fantastischen Glas Whiskey und einem nicht minder fantastischen Gespräch mit meiner besten Freundin Markus :-). Im Verlauf dieses Gespräch sagte ich fast nebenbei „es ist so verdammt traurig, dass die meisten Frauen nicht mit sich selbst im Reinen sind.“

Entspannt mit Dir ins Reine kommen

Zack! kennst Du dieses Gefühl, wenn Du etwas sagst und beim Sprechen merkst, dass Du den Punkt zu 100% getroffen hast? So war das!

Ich möchte, dass jede Frau (und jeder Mann) mit sich selbst ins Reine kommt. Frieden schliesst mit sich selbst. Sich mag, auch wenn die Oberschenkel schwabbelig sind und der Bauch weich.

Und was ist bitte mit persönlicher Weiterentwicklung?
Bist Du etwa dagegen?

Nö: Aber! Muss man denn wirklich immer alles supertoll finden an sich? Und was bitte ändert es,, wenn ich mich schlecht fühle wegen all der Dinge, die nicht supertoll sind an mir oder in meinem Leben?

Muss ich mich wirklich auf Teufel komm raus ständig durchoptimieren?
Oder darf ich ganz entspannt so sein wie ich bin?
Und mich ganz entspannt mögen, so wie ich bin?
Darf ich einiges an mir supergut finden und einiges nicht ganz so gut? Wissen um meine Stärken und wissen um meine Schwächen und mit ihnen leben? Und mich dann ganz entspannt auf den Weg machen, die Dinge zu verändern, die ich verändern will, weil sie MIR wichtig sind? In MEINEM Tempo?

Also, ich finde: Ja! Absolut!

Witzig ist, dass ich dafür enorm viel Zuspruch bekomme. (Danke übrigens dafür) Und wenn ich dann sage „hey, das gilt doch für DICH genau so!“, dann herrscht Grabesstille und ich höre allzuoft „naja, bei MIR ist das aber was anderes! Du bist toll, aber iiiiiiiich nicht und deshalb MUSS mich ändern!“

Ääääh…..

NÖ!

Musst Du nicht.

Du MUSST das nur, wenn DU es willst. Punkt.

Hab ich schon gesagt, dass ich es schön finde, dass Du da bist? Nein?

Schön, dass Du da bist!


Deine Kirstin

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